Die Zietenhusaren - Rathenow - Geschichte und Geschichten - Der Alte Zieten

"Leute, wenn Ihr je vergeßt, daß der Mann Euer Chef war,
dann seid Ihr nicht wert, daß Euch die Erde trägt.
"
​Friedrich der Große über Zieten

 

Hans Joachim von Zieten

> Des Königs General <

 

* 14. Mai 1699 in Wustrau

• 26. Januar 1786 in Berlin

Ein detaillierter Lebenslauf Zietens ist bei Wikipedia gegeben. Das Bild rechts ist mit dieser Seite verlinkt.

 

 

"Ich habe einen wachsamen Zieten; er hat Kraft und Kühnheit; Erfolge würden nicht im Stande sein ihn übermüthig zu machen, Mißgeschick ihn nicht niederdrücken; er ist zufrieden, wenn er nur mit dem Feinde zu schlagen kommen kann. Vor Allem aber hat er eine ganz singuläre Eigenschaft: wenn er das Terrain nicht gesehen hat, ist er nicht im Stande eine einigermaßen ausreichende Disposition zu entwerfen; wenn er das Terrain aber gesehen hat, macht er ausgezeichnete Dispositionen, und zwar mit einer Schnelligkeit, Genauigkeit und Richtigkeit, welche in Erstaunen setzt. Er braucht nur einen Augenblick um zu sehen und sich zu entscheiden." (Friedrich der Große zu seinem Vorleser de Catt.)

 

Aussprüche die Zieten zugeschrieben werden:

 
Lasset Eure Herzen zu Gott schlagen und Eure Fäuste auf den Feind!
 
Ehret den König und wachet für sein Haus.
 
 
 

Der Säbel des alten Zieten, den der Husarenheld während des Siebenjährigen Krieges trug, befindet sich in dem Postament der Zietenbüste zu Wustrau, dem alten Familiengut der Zieten. Dieser Säbel, welchen Friedrich der Große dem alten Zieten nach dem zweiten Schlesischen Kriege zum Geschenk machte, ist insofern eine Merkwürdigkeit, als Zieten diesen Säbel während des ganzen Siebenjährigen Krieges nur einmal gezogen hat, und zwar zu seiner persönlichen Verteidigung. Am 2. November 1765, einen Tag vor der Schlacht bei Torgau, sah sich Zieten auf einem Rekognoszierungsritt, den er mit einem einzigen Offizier unternahm, plötzlich von sechs feindlichen Husaren umringt. Der alte Haudegen hieb sich tapfer durch, und der auf der Klinge noch deutlich sichtbare Rost legt Zeugnis davon ab, daß bei dieser Gelegenheit reichlich feindliches Blut geflossen sein mag. Der letzte Nachkomme Zietens, der noch bei der Einweihung des Denkmales Friedrichs des Großen Unter den Linden in Berlin, dem Erzbild seines Vaters gegenüber stehen konnte, wurde, obwohl ihm der große König das Leutnantspatent in die Wiege gelegt hatte, kein Held. Als ein schlichter Landsmann kam er wenig aus Wustrau heraus und beschäftigte sich in seinen letzten Lebensjahren hauptsächlich damit, die Zietensche Familiengruft auszubauen. - Als König Friedrich Wilhelm IV. einst einen Besuch in Wustrau machte, führte ihn der letzte Zieten an die eben fertig gewordene Gruft, auf welcher sich ein Riesenfeldstein befand. Der König wies auf eine Stelle des Steines und meinte: "Zieten, der Stein hat ja einen Fehler." - Der alte Herr erwiderte lächelnd: "Majestät, der darunter liegen wird, hat noch mehr." Quelle: Das Leben im Bild, 1915 Nr. 21

 

"Laßt ihn schlafen, er hat lange genug für uns gewacht."

Begegnung Friedrichs des Großen mit Zieten
nach der Schlacht bei Torgau (4. Nov. 1769)

   

Zieten aus dem Busch

Zieten, 1745 bei Katholisch-Hennersdorf


 Friedrich der Große und der schlafende Zieten
nach einem Gemälde von Arthur Kampf


Von Friedrich dem Großen wird berichtet, daß er unter seinen Generälen besonders den alten Husarengeneral von Ziethen schätzte. Er lud ihn oft ein und sah ihn gern bei sich zu Tisch. Er saß dann gewöhnlich an der Seite des Königs.

Einmal wurde von Ziethen am Karfreitag zur Tafel des Königs geladen. Der alte General ließ sich beim König entschuldigen, daß er nicht kommen könne, weil er an diesem Tag zum Heiligen Abendmahl ging. Nicht lange danach ließ ihn der König wieder einladen. Während der Tafel fragte er den General plötzlich: „Nun, Ziethen, wie ist ihm das Abendmahl am Karfreitag bekommen? Hat er den Leib und das Blut Christi auch ordentlich verdaut?" Alles lachte.
Ziethen stand auf, trat vor den König, machte eine Verbeugung und sprach mit fester Stimme: „Eure Königliche Majestät wissen, daß ich im Krieg keine Gefahr gescheut habe. Wo es darauf ankam, wagte ich mein Leben für König und Vaterland. Solch ein Herz habe ich heute noch. Wenn´s nütze ist und mein König befiehlt, so lege ich mein graues Haupt zu seinen Füßen. Aber es gibt Einen über uns. Der ist mehr als Eure Königliche Majestät, mehr als alle Menschen. Das ist der Heiland der Welt, diesen Heiligen lasse ich nicht antasten und verhöhnen, denn auf Ihm beruht mein Glaube, mein Trost und meine Hoffnung im Leben und im Sterben. Untergraben Eure Majestät diesen Glauben, dann untergraben Sie das wahre Wohl des Vaterlandes. Das ist gewiß. Halten zu Gnaden."

Die ganze Gesellschaft war bestürzt und erwartete die Reaktion des Königs. Der war sichtlich ergriffen von dem Bekenntnis des Generals. Während Ziethen noch vor ihm stand, stand auch der König auf. Er reichte ihm die Hand, legte die linke Hand auf seine Schulter und sagt bewegt: „Glücklicher Ziethen! Ich habe allen Respekt vor seinem Glauben. Halt er ihn fest! Es soll nicht wieder vorkommen."
Es war ganz still im Saal, keiner von den Gästen rührte sich. Der König hob bald die Tafel auf und entließ die Gäste. Ziethen aber reichte er die Hand und sagte: „Komm er mit mir in mein Kabinett." Ziethen folgte ihm. Die Tür wurde verschlossen. Kein Mensch hat je erfahren, was dort König und General miteinander gesprochen haben.


Nach einem Stich von Adolf Menzel
"Unser Alliierter da oben verläßt uns nicht!"
(Der Alte Fritz und Zieten 1761 im Lager zu Bunzelwitz)


 Friedrich II. umarmt Zieten nach der Schlacht bei Torgau
Nach W. Camphausen


Kupferstich von Johannes Esaias Nilson
geb.: 1721 in Augsburg
gest.: 1788 Augsburg


Zieten
nach dem Gemälde von W. Schuch

 Das Zieten-Schloß in Wustrau (alte Aufnahme)
Heute beherbergt das Schloß eine Richterakademie. Kein Zutritt für die Öffentlichkeit.


"Der Alte Zieten"
von Theodor Fontane

 

1

2

Joachim Hans von Zieten,
Husarengeneral,
Dem Feind die Stirne bieten,
Er tat's wohl hundert Mal;
Sie haben's all' erfahren,
Wie er die Pelze wusch,
Mit seinen Leibhusaren
Der Zieten aus dem Busch.

Hei, wie den Feind sie bläuten
Bei Hennersdorf und Prag,
Bei Liegnitz und bei Leuthen,
Und weiter Schlag auf Schlag;
Bei Torgau, Tag der Ehre,
Ritt selbst der Fritz nach Haus,
Doch Zieten sprach: »Ich kehre
Erst noch mein Schlachtfeld aus.«

3

4

Sie kamen nie alleine,
Der Zieten und der Fritz,
Der Donner war der eine,
Der andre war der Blitz.
Es wies sich keiner träge,
Drum schlug's auch immer ein,
Ob warm', ob kalte Schläge,
Sie pflegten gut zu sein.

Der Friede war geschlossen,
Doch Krieges Lust und Qual,
Die alten Schlachtgenossen
Durchlebten's noch einmal.
Wie Marschall Daun gezaudert,
Und Fritz und Zieten nie,
Es ward jetzt durchgeplaudert
Bei Tisch, in Sanssouci.

5

6

Einst mocht' es ihm nicht schmecken,
Und sieh, der Zieten schlief,
Ein Höfling wollt' ihn wecken,
Der König aber rief:
»Laßt schlafen mir den Alten,
Er hat in mancher Nacht
Für uns sich wach gehalten,
Der hat genug gewacht.«

Und als die Zeit erfüllet
Des alten Helden war,
Lag einst, schlicht eingehüllet,
Hans Zieten, der Husar;
Wie selber er genommen
Die Feinde stets im Husch,
So war der Tod gekommen
Wie Zieten aus dem Busch.


Zietens Grab. Freundlichts zur Verfügung gestellt von Christiane Teschauer-Selzer und Rolf Selzer.

Die Attacke
Detlev Freiherr von Liliencron 1844 - 1909

 

Platz da, und Zieten aus dem Busch!
Mit Hurra drauf in Flusch und Husch,
und vorgebeugten Leibes rasen,
in einem Strich die Pferdenasen
wir zwei weit voran den Husaren,
so sind wir in den Feind gefahren.
Die roten Jungen hinterher
in todesbringender Karriere,
daß wild die Spitzen der Schabracken
den Grashalm fegen wie der Wind.
Und hussa, hep, die bunten Jacken,
sind wir am Waldesrand geschwind.
Geknatter, dann ein tolles Laufen,
wir konnten kaum mit ihnen raufen,
so rissen sie Gascogner aus
vor unserm Säbelschnittgesaus.
Doch hinter einer schmalen Erle
stand einer dieser kleinen Kerle
und macht auf mich recht schlecht Witze:
er schoß mir ab die Helmturmspitze.
Ei, du verfluchter gelber Lümmel,
ich treffe gleich dich im Getümmel.
Und "Hieb zur Erde tief" saß ihm
im Schädel eine forsche Prim
Kolonnen rücken nun heran,
der Auftrag war erfüllt, getan.
Der Leutnant sammelte den Zug,
und als er durch die Säbel fragte,
ob keiner wegblieb, keiner fehle,
da schnürt es ihm die junge Kehle.
Denn der Trompetenschimmel bäumte,
den Sattel frei, und schnob und schäumte.
Wir fanden seinen Reiter bald
an Brombeersträuchern, tot, im Wald.
Ein blaurot Fleckchen zeigte nur
den Schuß ins Herz, der Kugel Spur.
Bei meinem Freund zum erstenmal
sah ich die Scherbe niederschnippen,
und Tränen fielen ohne Zahl
dem Toten auf die bleichen Lippen.

O schäm dich nicht, wenn dies du liest,
daß dir so leicht die Träne fließt.
Im Sterben trägst du noch die Scherbe;
ich sei, stirbst früher du, der Erbe.
Dann denk ich an den treuesten Freund,
den je die Sonne hat gebräunt.

 Totenmaske Zieten
Preußenmuseum Wustrau



In Anerkennung Zieten 's, und als Andenken an seine Person, diente der kaiserlichen Marine ein Schiff namens "Zieten". Das Schiff hatte 1876 in London seinen Stapellauf und wurde 1919 ausgemustert.

  

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